Kosteneffizient und markenkonform: Der Trend zu Designvorgaben im SPNV

DAtum

Die neue Straßenbahn vom Typ S-DT8.16 im Design der Tricon AG von der Seite.

Quelle: SSB AG, Design: Tricon AG

Immer häufiger gehen ausschreibende Instanzen – vor allem im BOStrab-Bereich – bereits mit klaren und verbindlichen Designvorstellungen auf die Fahrzeughersteller zu. Während dieses Vorgehen Spielraum für eine Markenstärkung bietet und unfraglich eine deutlich positive Wirkung auf die Attraktivität und Akzeptanz des ÖPNV hat, birgt es auch Risiken in Bezug auf Beschaffungskosten und Lieferzeiten. Eine Marktbeobachtung:

Wenn Stuttgarter Fahrgäste in Zukunft in den neuen Fahrzeugen vom Typ S-DT8.16 Platz nehmen, befinden sie sich in einem doppelten Preisträger. Gleich bei zwei Preisverleihungen dürfen sich die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) und die Designagentur Tricon AG freuen. Der „Focus Open 2024“-Award des Design Centers Baden-Württemberg wurde im Rahmen einer Preisverleihung und Vernissage am 7. November vergeben. Den German Design Award dürfen die SSB und Tricon AG Anfang Februar 2025 bei einer Award-Show in Empfang nehmen. Beide Auszeichnungen sind dem Duo nicht mehr zu nehmen.

Designvorgaben auch in Hamburg und Hannover

Auf eine Fahrt in einem Schienenfahrzeug, dessen Design bereits vor der Ausschreibung entworfen wurde, dürfen sich in Zukunft auch Fahrgäste in Hannover und Hamburg freuen. Während die ÜSTRA in Hannover beim Stadtbahnfahrzeug TW 4000 von CAF ebenfalls mit der Tricon AG zusammenarbeitet, oblag die am DT5 orientierte Gestaltung des DT6 von Alstom der Hamburger Hochbahn der büro+straubach Gmbh. Auch bei der mittlerweile leider nicht weiter verfolgten Stadtbahn Regensburg wurde ein Design im Vorfeld der Ausschreibung mit Panik Ebner Design entwickelt.
Der DT6 der Hamburger Hochbahn

Quelle: Hamburger Hochbahn;
Design:
büro+straubach Gmbh

Der TW 4000 der ÜSTRA

Quelle: ÜSTRA;
Design: Tricon AG

Fluch und Segen eines Trends

Der Trend ist klar erkennbar. Auslösend hierfür dürfte eine Mischung aus gewünschter Markenentwicklung mit daraus abgeleitetem Designanspruch und der Tatsache sein, dass sich die Verankerung attraktivitäts- aber auch preissteigernder Elemente im Fahrzeug in EU-weiten Ausschreibungen mit Bezuschlagung des wirtschaftlichsten Angebots schwerlich anders erzielen lässt.

Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Technik und Markenvorstand sind sich meist schnell einig – ein “in-house” entworfenes Fahrzeug spiegelt die technischen Wünsche und Bedürfnisse des Betreibers wider und ermöglicht die Berücksichtigung jahrelanger Arbeit am Kunden “Fahrgast” und dessen Wünschen. Einzig der Einkauf der Bestellorganisationen tut sich meist schwer mit der kostentechnisch kaum greifbaren Sphäre des Preiseinflusses dieser Designvorgaben. Bedenken, die sich jedoch mit dem Argument der besseren Vergleichbarkeit verschiedener Angebote, die alle vermeintlich ein und dasselbe Fahrzeug umfassen, zerstreuen lassen.

Dass der vermeintliche Segen einer Beschaffung des Wunschfahrzeugs dann in der Umsetzung so einige Klippen der technischen Realität zu umschiffen hat, erschließt sich vielen Akteuren dann meist erst im Verlauf einer zähen Konstruktions- und Produktionsphase. Von dem Designbüro unbekannten Normlagen, über vom Hersteller im Angebot berücksichtigte Vereinfachungen, bis hin zu Qualitätsproblemen in der Montage neuer Materialien und Bauweisen kann hier alles vertreten sein. Die Kosten steigen, der Zeitplan ist kaum aufrecht zu erhalten – leider die Kehrseite dieses Trends.

Gefragt ist hier das Fachwissen eines Herstellers in der Designauslegung gepaart mit einem offenen Umgang zu nichttechnischen Ansprüchen und mit den dem lokalen Betreiber bestens bekannten Bedürfnissen der Fahrgäste. Ein Feld, in dem sich die trechnology schon mehrfach erfolgreich hat beweisen können.