Knackpunkt 35-Stunden-Woche – Netinera & Go-Ahead fahren, während DB kämpft

DAtum

Während die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mittels Arbeitskämpfen in Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn wichtige Punkte wie die 35-Stunden-Woche für Schichtarbeitende durchsetzen will, haben sich die Netinera Deutschland GmbH und die Go-Ahead Verkehrsgesellschaft Deutschland GmbH ohne Arbeitsniederlegung mit der Gewerkschaft geeinigt. Dabei wurde auch die besagte Arbeitszeit-Verkürzung vereinbart.

Die jüngste Aufforderung zur Arbeitsniederlegung gilt für die Mitarbeiter von Deutsche Bahn AG, Transdev und City Bahn Chemnitz, die vom 10. Januar bis zum 12. Januar streiken. Bei der DB Cargo startete die Arbeitsniederlegung bereits einen Tag früher. Der Ton zwischen GDL und der Deutschen Bahn wird dabei zunehmend rauer. Das vom DB-Konzern am 5. Januar verkündete Angebot bezeichnet die GDL als „substanzlos und vergiftet“ und die Verhandlungstaktik der DB titulierte sie mit „Tarnen, Tricksen, Taschen füllen“. Die Deutsche Bahn wiederum scheiterte mit einer Klage gegen die Arbeitsniederlegung und hat in einer weiteren Klage die Tariffähigkeit der GDL angezweifelt. Die letztere Klage hat allerdings keinen unmittelbaren Einfluss auf die aktuellen Tarifverhandlungen.

DB stellt Tariffähigkeit der GDL in Frage

Grund für die Klage ist die Gründung der Genossenschaft Fair Train durch GDL-Mitglieder im vergangenen Sommer. Diese nimmt als Leiharbeitsfirma Lokführer, zum Beispiel von der Deutschen Bahn, unter Vertrag und verleiht sie an andere Arbeitgeber. Dadurch steht sie im Wettbewerb zur DB. „Die GDL tritt gleichzeitig als Arbeitgeber und als Gewerkschaft auf“, kritisiert DB-Vorstand Martin Seiler. Zudem sei die personelle Verflechtung zwischen der Gewerkschaft und der Genossenschaft stark, womit die GDL ihre Tariffähigkeit verloren habe.

Dass erfolgreiche Verhandlungen möglich sind, zeigen Netinera und Go-Ahead. Beide Konzerne vereinbarten mit der GDL sowohl die schrittweise Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit auf die 35-Stunden-Woche für Schichtarbeitende ohne Entgeldkürzung und eine grundsätzliche 5-Tage-Woche. Außerdem erhalten Mitarbeitende eine Entgelterhöhung von insgesamt 420 Euro in zwei Schritten. Beide Konzerne zahlen zudem die volle Inflationsprämie von 3.000 Euro. Diese wird bei Go-Ahead in drei Raten bis Juli 2024 ausgezahlt. Die Netinera Deutschland GmbH zahlte bereits 1.100 Euro an Mitarbeitende aus, womit die GDL-Forderung mit einer weiteren Zahlung von 1.900 Euro erfüllt wird.

Probleme der DB mit 35-Stunden-Woche

Netinera und Go-Ahead sehen die besseren Arbeitsbedingungen als richtigen Schritt, um in Zeiten des Fachkräftemangels qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen. Für die DB ist der Personalmangel hingegen ein Grund, der gegen die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich spricht. Schon jetzt habe man Probleme alle Schichten zu besetzen. Zudem gehen in den nächsten fünf bis zehn Jahren Zehntausende in den Ruhestand. Allein durch die Absenkung der Wochenarbeitszeit bräuchte die DB eine um zehn Prozent größere Belegschaft. Eine Absenkung der Wochenarbeitszeit ohne Lohnausgleich sei zudem schon jetzt möglich, würde jedoch kaum in Anspruch genommen.